ミュンスター再洗礼派研究日誌

宗教改革の少数派である再洗礼派について紹介していきます。特に16世紀のミュンスターや低地地方の再洗礼派、17~18世紀のノイヴィートの宗教的寛容を研究中。

デフェンターのアンチキリストのレジュメ

デフェンターのアンチキリストについてのレジュメを書きました。ご興味がある方がいるかどうか分かりませんが、低地ドイツ語−オランダ語の文献ということで、余り日本では紹介されていないと思われるので、特に宗教改革史が専門の方は、読んで損はないかもしれません。ちなみに内容は、本当に二次文献をまとめただけです。


Der Deventer Endechrist von 1524

1. Verfasser

・Paul Boeck(e)man (pauwel boeckman, pawel boeckeman, Pauwell van Bechem) 1524 Pater im Benediktinerinnenkloster Malgarten, das dem Abt von Iburg unterstellt war. 1525 wurde er Abt im Benediktinerkloster im gerdischen Hulsbergen. Er stammte aus dem Herzogtum Geldern und wohnte 1524 im Nordwestfalen.
・Karl von Egmond, der Herzog von Geldern, finanzierte die Kosten des Drucks vom Endechrist.

Seine Werke:
1. Dat schone gebet van der passien onses liuen heren iesu cristi, vor 1516?
2. Die gulden krone Marien, 1516
3. De bloyende rosengarde, 1516
4. De schone gebeden van der passien onses liuen heren iesu cristi vnde van der droefnysse Marien, 1516
5. Prognosticon multa en mirabilia de terribilissimo maledicti antichristi aduentu loquens, 1524 (1521/22 verfaßt)
6. Van der verveerlicken aenstaende tyt Endechristes, 1524

・Der Verfasser war ein Pater in einem Benediktinerinnenkloster. Er hat mit dem Herzog Karl von Geldern, dem Bischof von Utrecht und dem Iburger Abt Gerhard Nitze versucht, die Klosterreform in Hulsbergen durchzusetzen.


2. Inhalt des Endechrist

Aufbau des Endechrist

a) Einführung zur Antichristlehre (S. 4ff.)
b) Auslegung der jesuanischen Wiederkunftsrede (S. 7-17)
c) Antichristlehre (S. 16-103)
c-1) Namen
c-2) Ankündigungen
c-3) Erkennungszeichen
c-4) Verführungsstrategien durch wortgewandte Verkündigung (S. 39-52), Wunderzeichen (S. 52-68), Geschenke (S. 68-76) und Gewaltanwendung (S. 76-97)
c-5) Ende des Antichrists (S. 97-103)
d) Mahnung an die Ketzer (S. 104-114)
e) Erzketzer Mohammed (S. 114-130)
f) Priesterspiegel (S. 130-187)
g) Schluß (S. 187-189)
h) Endgericht (S. 189-235)
i) Offizieller Dank an Herzog Karl von Geldern und Jülich, Graf von Zutphen (S. 235-239)

・Der Endechrist ist wesentlich kürzer als das lateinische Prognosticon. Die grundlegende Konzeption und der Aufbau sind durch Prognosticon vorgegeben.
・Der Teil des Priesterspiegel ist eigentlich als selbstständige Publikation geplant.
・Laienaufklärung nicht auf Latein, sondern in der Volkssprache.
・Das Erscheinen des Antichrists und das Endgericht stehen bevor.
・Die Zeichen der Zeit: 1. die Verderbnis in den Orden 2. die Verbreitung der neuen Häresie Luthers und seiner Anhänger
・Die Vorlage seiner Antichristologie ist der Sermo „De adventu Antichristi“ von dem italienischen Franziskaner Bernardinus de Bustis.
・Antireformatorische Absicht: Luther und seine Anhänger sind die Vorläufer des Antichrists. Luther widerspricht den traditionellen moralischen Normen wie Zölibat und Mönchsgelübte, dem übermäßigem Beten und Fasten und dem Heiligkult: Antichrist wie Ketzer interpretieren unter teuflischer Einwirkung die Bibel falsch. Damit lehnen sie moralische Normen ab und kommen menschlichen Triebbedürfnissen entgegen.
・Analogie Luthers mit dem Erzketzer Mohammed, dem abgefallenen christlichen Mönch Sergius und der russisch-orthodoxen Kirche. Luther ist der Vorläufer des Antichrists und der Nachfolger von Mohammed und Sergius. Er nennt Martinus "Mergius" mit -ius, weil er Luther mit den Erzketzern Arius und Sergius mit -ius namentlich in eine Brüdergemeinschaft integrieren wollte.
・Kritik an Klöstern und der römischen Kurie: Wegen der Verderbnisse in den Orden verbreiten sich die Ketzer.
・Methoden der Konfliktlösung: 1. Verdrängung der Häresie mit dem Schwert und dem Feuer der weltlichen Obrigkeiten 2. Beseitigung der Ursache: Innerkirchliche Reform


3. Sprachliche Merkmale

Die westlichen Merkmale
a) /u/ zu /o/ vor gedecktem Nasal : hondert, ons
b) i, ie, y, ye für wg. /eo/ : lief, spigel, dyeff
c) die starke Flexion der Adjektive : der genser werlt
d) h-Anlaut beim Pronomen hoer ‚ihr’
e) Adverbien wel ‚wohl’und ho ‚wie’

Die östlichen Merkmale
a) a vor -ld, -lt erscheint als o: holden
b) sporadisches Vorkommen der Endung -t im pl. Präsens Indikativ der Verben
c) die Adjektiv hillich, sunte
a) die Pronomina ju ‚euch’, desse ‚diese’
b) die Negation nicht
c) die Konjunktion unde


・Der Sprachtypus des Endechrist kann mit keiner der im nordniederländisch-westniederdeutschen Raum vorhandenen Schriftsprachen identifiziert werden: sie ist eine Mischung von westlichen und östlichen Sprachformen.
・Diese Mischsprache stammte nicht aus der Druckerei Albert Pafraet, sondern von dem Verfasser.
・Der Verfasser hatte eine Vorliebe für laut- bzw. wortgeographische Dubletten: der pukken off voersschen
・Er schrieb den Endechrist in dieser Mischsprache der westlichen und östlichen Spracheformen, um seine Schrift in einem möglichst großen Raum zu verbreiten.


4. Fazit

・Der Verfasser des Endechrist war ein Benediktiner, der sich mit dem Herzog von Geldern und dem Abt von Iburg an der Klosterreform in Hulsbergen beteiligt hatte.
・Ursachen des Endes der Welt: 1. Verderbnis der Kirche 2. Verbreitung der Reformation
・Absicht dieser Schrift: 1. Warnung gegen Luther und seinen Anhänger als den Vorläufern des Antichrists, um sie an der Verbreitung der Reformation zu hindern. 2. Forderung nach der innerkirchlichen Reform, die Ursache der Verbreitung der Ketzer zu beseitigen.
・Er erwartete nicht vom Papst, sondern von den Landesherrn die Ketzer zu vernichten und die Kirchenreform durchzusetzen.
・Sprachliche Merkmale: 1. in der Volkssprache geschrieben. 2. in einer Mischsprache geschrieben. Seine Absicht ist, dass möglichst viele und verschiedene Leute seine Schrift lesen können.
・Obwohl es beabsichtigt war, richtete sich auf den Endechrist keine große Aufmerksamkeit und er geriet für lange Zeit in Vergessenheit.
・Die Klosterreform in Hulsbergen ist nach dem Tod Karls von Geldern gescheitert, und das Benediktinerkloster wurde 1539 wieder ein Fraterhaus wie früher.


Literatur

Hermann Niebaum, Robert Peters, Eva Schütz und Timothy Sodamann (Hrsg.), Der Deventer Endechrist von 1524. Ein reformationsgeschichtliches Zeugnis, 1: Faksimile-Druck mit einführenden Beiträgen, Köln/Wien, 1984.
Robert Peters und Eva Schütz, Die Deventer Drucke eines bisher anonymen Benediktiners. Bemerkungen zur Überlieferung, Intention, Verfasserfrage und Sprachproblematik, in: Jos M. M. Hermans und Robert Peters (Hrsg.), Humanistische Buchkultur. Deutsch-Niederländische Kontakte im Spätmittelalter (1450-1520), Münster, 1997, S. 163-185.
Schütz, Eva, Das Lutherbild im „Deventer Endechrist“, in: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 106, 1983, S. 7-22.
Schütz, Eva, Konteption und Aufbau des Deventer Endechrist, in: Niebaum/Peters/Schütz/Sodamann (Hrsg.), Der Deventer Endechrist von 1524, S. XXVII-XXXVI.
Peters, Robert, Sprachliche Merkmale des Deventer Endechrist, in: Niebaum/Peters/Schütz/Sodamann (Hrsg.), Der Deventer Endechrist von 1524, XXXVII-XLVIII.